Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 19. November 1998

*

"Recht auf Akteneinsicht kaum genutzt
Ihre neuen Rechte auf Einsicht in die Akten öffentlicher Verwaltungen nutzen die Brandenburger bisher kaum. Das konstatierte jetzt Alexander Dix, Landesbeauftragter für den Datenschutz, auf einer Veranstaltung in Bernau (Barnim). Vor neun Monaten hatte der Potsdamer Landtag ein Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz (AIG) beschlossen, das in der Bundesrepublik bislang ohne Beispiel ist. Es sichert allen Brandenburgern, aber auch interessierten Bürgern außerhalb des Landes umfassende Rechte auf Einblick in die Behördenarbeit von der Gemeindeverwaltung bis zur Staatskanzlei zu. ... ...so hat nun die Verwaltung die Ablehnung der Akteneinsicht zu begründen. 'Diese kann nicht nach Gutdünken erfolgen, sondern muß anhand klarer Gesetzesvorgaben gerichtsfest begründet werden', betonte Dix. ... So wurde bis Jahresmitte in den Landesministerien und den ihnen nachgeordneten Einrichtungen nur 27 Anträge auf Grundlage des AIG gestellt. Lediglich ein Antrag wurde davon abgelehnt. ... 'Vor allem Journalisten nutzen das neue Recht', so die Erfahrung von Dix. 'Das Gesetz ist kompliziert und hat viele Ausnahmen, vor allem aber ist es zu wenig bekannt', so der Landesbeauftragte zu den Gründen für die eher schwache Bürgerresonanz. ... Noch vor Jahresende will der Landesbeauftragte Dix (Telefon 03 32 03/35 60) daher ein kleines Informations-Faltblatt herausgeben. Britta Stark (SPD), Vorsitzende des Landtags-Innenausschusses, fordert jedoch auch klare Vorschriften für die Verwaltungen zur Gesetzes-Anwendung. Ihr fehlen bisher vor allem konkrete Fristen und Zuständigkeiten für die Bearbeitung von Akteneinsichts-Anträgen." MoPo 19.11.98 S. 20

*

"Polizei darf mehr kontrollieren / Große Koalition einigte sich auf schärfere Sicherheitsmaßnahmen
BERLIN. CDU und SPD haben sich am Mittwoch bei einer Koalitionsrunde auf umfangreichere Kontrollkompetenzen für die Polizei in der Hauptstadt geeinigt. In Zukunft solle die Möglichkeit geschaffen werden, zum Beispiel Kontrollen auf großen Ausfallstraßen vorzunehmen, um unter anderem konsequenter gegen Schlepper- und Schleuserkriminalität tätig werden zu können, sagte die SPD-Polizeiexpertin Heidemarie Fischer. ... Eine Überwachung mit Videokameras sei von ihrer Partei abgelehnt worden. Statt dessen plädierte Fischer nach dem Vorbild der laufenden Reform der Polizei unter anderem für mehr Polizeipräsenz auf den Straßen. Hierbei sei auch der Einsatz von verdeckten Ermittlern nicht ausgeschlossen." Tsp 19.11.98 S. 11

"Koalition läßt Polizei freie Hand bei Kontrollen / CDU und SPD einigen sich auf verdachtsunabhängige Überprüfung - Keine Videoüberwachung
... Danach dürfen Polizeibeamte künftig etwa bei der Suche nach Menschenschleppern oder Zigarettenschmugglern ohne konkreten Verdacht Autos und Personen auf Ausfallstraßen nach Brandenburg, Polen und Tschechien überprüfen. Aber auch kurzfristige Kontrollen auf Innenstadtstraßen wie dem Kurfürstendamm sollen künftig möglich sein. Zuvor muß jedoch, so die Bedingung der SPD, der Polizeipräsident oder sein Stellvertreter die Kontrolle genehmigt haben. Die CDU, die zuvor zwar die Einführung 'verdachtsunabhängiger Kontrollen' wie in Bayern gefordert hatte, zeigte sich dennoch erfreut über das Ergebnis. 'Da die polnische Grenze nur 80 Kilometer von Berlin entfernt liegt, ist ständig eine Lage für Kontrollen da. ... Der Gesetzentwurf soll nun den Fraktionen und dann dem Innenausschuß zugeleitet werden. Anfang 1999 soll das Parlament entscheiden. Der innenpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Wolfgang Wieland, kritisierte die Koalitionspläne in scharfer Form: 'Ein blödsinniges und durchschaubares Täuschungsmanöver. Das Lagebild zeigt immer Menschenhandel und Organisierte Kriminalität an, also sind Kontrollen im gesamten Stadtgebiet und ohne jeden Verdacht möglich. Der Bürger gilt nicht mehr als grundsätzlich unverdächtig, sondern grundsätzlich als verdächtig.'" Welt 19.1..198 S. 34

"Koalition einig: Polizei erhält erweiterte Befugnisse / Kontrollen auch ohne Verdacht
... werden die Kontrollen in Berlin nicht auf Bahnhöfe, Flughäfen und Ausfallstraßen beschränkt bleiben, sondern anlaßbezogen zum Beispiel auch auf dem Kurfürstendamm möglich sein. Ziel sei es, Straftäter dadurch zu verunsichern, daß sie jederzeit und überall im Stadtgebiet mit Personenkontrollen und Durchsuchung ihrer Fahrzeuge rechnen müssen." MoPo 19.11.98 S. 11

"Polizeikontrollen künftig überall erlaubt / Konzept von CDU und SPD
...Die Gewerkschaft der Polizei begrüßte die Entscheidung. Die Grünen kritisierten die 'Schleierfahndung', weil der Bürger jetzt grundsätzlich verdächtig sei." BerlZtg 19.11.98 S. 21

*

"BKA:
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Ulrich Kersten, hat sich kritisch zu der gesetzlich geregelten Weitergabe von Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes (BND) zur Organisierten Kriminalität an die Polizei geäußert. Der BND sehe sich aus Sorge um den Schutz seiner Quellen 'zu einer Zurückhaltung verpflichtet'." BerlZtg 19.11.98 S. 5

*

"Kontrolleure sollen gegen Sozialmißbrauch vorgehen
Sozialmißbrauch soll nach dem Willen von Bonner Politikern durch Kontrolleure besser als bisher bekämpft werden. Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) forderte in der 'Bild'-Zeitung 'härtere Strafen und schärfere Kontrollen, zum Beispiel durch Fahnder, die auch bundesweit und international aktiv werden können. ... Auch Experten der Grünen und der Union forderten mehr spezielle Prüfer." MoPo 19.11.98 S. 2

*


Zur ▄bersicht vorheriger Ausgaben des Privacy Magazine  Zur Übersicht vorheriger Ausgaben des Privacy Magazine